Eine gute Adresse - Haus Hardenberg

Charlottenburg 2019 2Unter der Adresse Hardenbergstraße 4-5 fand man kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges schon die Buchhandlung Kiepert. Robert Kiepert war aus der „Buchhandlung der Stadtmission“ hervorgegangen und entwickelte sich nach Übernahme durch Kiepert 1912 zur bekanntesten Berliner Buchhandlung. Nach einem Interermezzo uin der Schillerstraße und den Zerstörungen des Krieges, begann an der Ecke Hardenbergstraße / Knesebeckstraße die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens. Zunächst in Ladengemeinschaft mit der Buchbinderei und Papierhandlung Tietsch begann der Wiederaufbau.

„Kiepert am Knie – Bücher für Sie“ war der eingängige Slogan, der solange bestand hatte, wie der Ernst-Reuter-Platz noch „das Knie“ war. 1955/56 dann entstand auf dem Eckgrundstück das „Haus Hardenberg“ nach Plänen des Architekten Paul Schwebes, der auch für das Telefunkenhochhaus (heute TU Berlin) und das Bikini-Haus verantwortlich zeichnete. Der Bau galt wegen seiner markanten Brüstungsbänder als bedeutendes Bürogebäude West-Berlins. Vor allem aber beherbergte es in den untersten Stockwerken mit seiner umlaufenden Schaufensterfront die Buchhandlung Kiepert, die hier seit dem 15. April 1956 Sortimentsbuchhandlung und Antiquariat unterhielt. 1966 wurde im Erdgeschoss eine Landkarten- und Reiseabteilung angeschlossen, 1874 weitere Flächen für Belletristik, Kinderbücher, Kunst, Politik und Geschichte eingerichtet.

Mit der Wende 1989 begann auch für Kiepert eine neue Zeit – das Unternehmen erwarb weitere Buchhandlungen und expandierte, unter anderem nach Frankfurt (Oder) und an die Humboldt-Universität. Als 1999 die Liquidität dramatisch schrumpfte, schlingerte Kiepert und meldete 2002 Insolvenz an. Eine Institution schloss die Pforten.

In jedem Ende steckt auch ein Anfang: 2016 zog das Unternehmen Tausendkind hier ein, ein Versandhandel für Baby- & Kinderartikel, den es seit 2010 gibt. Bei Tausendkind bekommt man auch (wieder) Kinderbücher aus dem Haus Hardenberg. Hier findet auch das Bauhaus-Archiv Unterschlupf, das während der Umbauzeit des eigenen Hauses im Ladengeschäft

Charlottenburg 2019 3Über viele Facetten der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte gibt es heute keine Unterlagen mehr. Das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und zu erhalten (Dokumente, Werkszeitungen, Produktkataloge, Fotoalben, Patente und Aktien, Jahresabschlüsse, Bilanzen und Verträge). Hinweise sind hier willkommen: Das Kiepert-Archiv befindet sich im Wirtschaftsarchiv.

Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv
Eichborndamm 167, Haus 42 • 13403 Berlin
Telefon: 030 411 90 698
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. • www.bb-wa.de

 

Gekürzt abgedruckt in: Charlottenburg kompakt 2019 im Verlag BfB Bestmedia von Berlin.

Text: Björn Berghausen, Fotos: BBWA