Die „verhinderte Weltausstellung“

Treptow 2016 Gewerbeausstellung Pavillon der Stadt BerlinEine Weltausstellung wurde es nicht, aber es wurde „die“ Gewerbeausstellung für Berlin, die 1896 in Treptow ausgerichtet wurde. Die Ausgangsbedingungen waren schlecht: Weder Kaiser Wilhelm II. noch die Handelskammern der Bundesstaaten zeigten sonderliches Interesse an der Ausrichtung. Es ist dem Berliner Unternehmertum zu verdanken, unter ihnen die Persönlichkeiten Ludwig Max Goldberger, Fritz Kühnemann und Bernhard Felisch, dass Berlin seine Ausstellung doch bekam.

1894 stellte der Berliner Magistrat ein Areal am Treptower Park zur Verfügung, allerdings unter der Auflage, das Gelände danach wieder in seinen Ursprungszustand zu versetzen. Für die Infrastruktur bedeutete die Ausrichtung tiefgreifende Veränderungen: Die Station Treptow wurde erweitert und an der Görlitzer Bahn entstand die Station „Ausstellung“. Die „Große Berliner Pferde-Eisenbahn“ steuerte mehrere Zubringerlinien zum Ausstellungsareal bei und Siemens & Halske eine elektrische Bahn, die das Gelände umrundete. Selbst an Landungsbrücken an der Spree hatte man gedacht.

Zum Eröffnungstag am 1. Mai 1896 hatte sich der Treptower Park in ein über 900.000 m2 großes Messegelände samt einem künstlich angelegten Binnensee verwandelt, und auch Wilhelm II. geruhte zu kommen.
Neben den großen deutschen Unternehmen waren auch lokale Gewerbe aus Treptow vertreten. So präsentierten Ehrich & Graetz ihre Waren im Industrie-Pavillon – Gaslichtlampen, Wasserkocher und Öfen. Die Beermannsche Landmaschinenfabrik stellte innovative Kehrmaschinen und Abfuhrwagen vor. Ebenso war die von Meinert und Kamphenkel gegründete Brauerei Bärenquell vertreten.

Als die Ausstellung am 15. Oktober ihre Tore schloss, mussten aufgrund des Magistratsbeschlusses alle Bauten der Ausstellung wieder abgerissen werden, und zurück blieb ein zertrampelter Park. Einzig die Archenhold-Sternwarte kündet heute noch von der großen Berliner Gewerbeausstellung 1896.

Über viele Facetten der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte gibt es heute keine Unterlagen mehr. Das Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten. Hinweise hierzu sind herzlich willkommen.

 

Info:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V., Eichborndamm 167, Haus 42, 13403 Berlin
Tel.: 030 411 90 698, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., www.bb-wa.de

Abgedruckt in Treptow kompakt 2015 beim Verlag BfB Bestmedia 4 Berlin
Text: Florian Thomas
Illustrationen: BBWA