Die Zehlendorfer Niederlage

Zehlendorf 2018 2Zehlendorf existierte bereits 573 Jahre, als es 1872 selbständige Landgemeinde wurde. 1920 kam es als Bezirk in das neugebildete Groß-Berlin. An Erholungsuchenden und Menschen reich, die gern im Grünen wohnen, war Zehlendorf kein Ort größerer wirtschaftlicher oder gar industrieller Unternehmungen. Als einer der ersten Gewerbebetriebe gilt das 1907-08 errichtete Auslieferungslager der 1871 gegründeten Actien-Brauereigesellschaft Friedrichshöhe in der Königstraße, Ecke Anhaltinerstraße. Die Brauerei ging 1920 in der Schultheiss-Patzenhofer Brauerei AG auf.

Das Auslieferungslager – oder in der Sprache der Zeit: die „Niederlage“ – ähnelt der Anlage eines Renaissancehofes mit langgestrecktem Pferdestall. Die unbebaute Grundstückstiefe ließ den Kutschen mit Gespannen ausreichend Raum zum Rangieren. Heute noch stehen die Eis- und Lagerhalle auf der Grundstücksecke, das Wohnhaus in der Ahaltinerstraße 36 sowie Stallungen und Verwaltung, wie Architekt Ernst Sembritzki sie geplant hatte. Ausgeführt wurden die Arbeiten vom Zehlendorfer Bau- und Maurermeister Felix Liebert, der seit 1901 sein Bauunternehmen in der Hauptstraße 48 (heute Clayallee) unterhielt und als „Büro für Architektur und Bauausführungen“ firmierte.

Zehlendorf 2018 1Seit 1986 nutzt das Ausbildungswerk Zehlendorf, heute WerkHof Zehlendorf, die Gebäude, die jahrelang leer gestanden hatten, und betreibt hier Werkstätten und eine Hofküche.

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Text: B. Berghausen