Verschwundene Werke

Treptow 2014 021984 lag Treptow gemessen an seiner Industrieproduktion an zweiter Stelle der "Hauptstadt". Im Gebiet der Elsen- und Kiefholzstraße erreichte der Stadtteil die größte Arbeitsplatzdichte im Südosten mit 17.000 Beschäftigten auf 50 Hektarn. Einzelne Betriebe beschäftigten alleine 10.000 Arbeiter. Die Industriegebiete Treptows lagen entlang der Spree und dem Ausfallstraßenzug zum Adlergestell folgend. Beginnend im Nordwesten lag an der Hoffmannstraße die von Robert Stock gegründete und von der AEG übernommene Fabrik für Elektroapparate, nach 1945 der VEB Elektro-Apparate-Werk Friedrich Ebert. Zwischen Kiefholz- und Elsenstraße gründeten Ehrich & Graetz eine Produktion, die nach 1945 vom Werk für Signal- und Sicherungstechnik weitergeführt wurde und inzwischen zur Siemens Transport Systems gehört. In diesem Areal produzierte auch der VEB Berliner Werkzeugmaschinenfabrik.

Für die Kinder von damals bleiben die Spielzeuge des VEB Plastspielwaren in der Heidelberger Straße in Erinnerung. Im Bereich entlang der Schnellerstraße und in Niederschöneweide saßen Hersteller für Lacke und Anstrichfarben (heute Lacufa), Kali-Chemie, ein Industrieheizkraftwerk, die Brauerei Bärenquelle (gegründet 1888 von Meinert und Kamphenkel) und die Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke. Von jenseits der Schnellerstraße versorgte der VEB Technische Gase die umliegenden Industriebetriebe. Im Bereich des ehemaligen Flugfeldes Johannisthal saßen des Bau- und Transportwesens, am westlichen Rand die DEFA mit Synchronstudios und Kopierwerk sowie VEB Kühlautomat und VEB Medizinische Geräte Berlin, im südlichen Teil das Forschungszentrum der Akademie der Wissenschaften und am S-Bahnhof Adlershof das Deutsche Fernsehzentrum. Nördlich des Adlergestells unterhielt die Reichsbahn ein Ausbesserungswerk und produzierten das Kabelwerk Adlershof, der VEB Spezialfahrzeugbau, die Berlin-Chemie (Insulin für die gesamte DDR) und der Spirituosenbetrieb VEB Bärensiegel. An den Standorten wird in wenigen Fällen weitergearbeitet, Abriss, Brache und Renaturierung herrschen vor. Nur in den Köpfen haben sich Produkte, Namen und Zeichen tief eingegraben.

Trotz ihrer Bedeutung existieren kaum Unterlagen über viele ehemals bekannte Unternehmen. Krisen, Kriege und Besitzerwechsel haben das Schriftgut der Wirtschaft zerstreut oder gänzlich vernichtet. Das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten. Bitte geben Sie uns Hinweise auf solche Unterlagen (Festschriften, Werkszeitungen, Fotos, Patente, Jahresabschlüsse, Bilanzen oder Verträge).

Info:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V., Eichborndamm 167, Haus 42, 13403 Berlin
Tel.: 030 411 90 698, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., www.bb-wa.de

 

Text: Prof. Dr. Klaus Dettmer

Agedruckt in Treptow kompakt 2013/14 beim Verlag BfB Bestmedia 4 Berlin

Illustrationen:
Bärenquell-Brauerei (Photo BBWA)
Briefkopf Erich & Graetz (oder nur Darstellung der Fabrik) (BBWA)