Was aus dem Warenhaus H. Joseph & Co. und dem Hertie-Warenhaus wurde

Neukoelln kleinSchon im Jahr 1900 ist die Karl-Marx-Straße die wirtschaftliche Hauptschlagader Neuköllns und die drittgrößte Einkaufsmeile Berlins. Doch die Straße wird erst nach dem Zweiten Weltkrieg nach dem sozialistischen Vordenker benannt. Wie kam es dazu?

1874 ist noch allesanders: Von ihrem Ursprung am Hermannplatz bis zum Rudolfplatz heißt sie Berliner Straße, von dort bis nach Rudow hinein Bergstraße. Am 31. Juli 1947 wird der Hohenzollernplatz auf Anordnung des Magistrats und der Alliierten in Karl-Marx-Platz umbenannt, und aus Berliner- und Bergstraße wird die Karl-Marx-Straße.

In der Gründerzeit wächst die Bevölkerungszahl rasant und schnell wird aus dem Vorort Neukölln eine Vorstadt. Um 1900 siedeln sich die großen Berliner Einkaufshäuser hier an, u.a. das jüdische Warenhaus H. Joseph & Co. an der Ecke zur Rollbergstraße, das in den 20er Jahren den gesamten Häuserblock bis hin zur Neckarstraße einnimmt. Mit der Machtübernahme Hitlers und der unvermeidlichen „Arisierung“ des Betriebes 1936 verschwindet der Name H. Joseph aus den Registern.

Neukoelln 2016 Arkaden1952 erhebt sich auf demselben Grundstück ein anderes Warenhaus mit großem Namen: Es ist das größte Kaufhaus Neuköllns und gehört Hertie. Nachdem Hertie 1994 von Karstadt erworben wird, werden viele Filialen geschlossen. Das Warenhaus in der Karl-Marx-Straße wird als eines der letzten Häuser mit dem Namen Hertie 2005 geschlossen. Von der Gründerzeit-Fassade ist heute nichts mehr zu sehen: Nach umfangreichen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen wird das alte Hertie-Warenhaus 2009 wiedereröffnet. Es ist Teil der „Aktion! Karl-Marx-Straße“, einer Initiative des Bezirksamtes Neukölln zur umfassenden Sanierung der Einkaufsmeile.

Über viele Facetten der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte gibt es heute keine Unterlagen mehr. Das Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten. Hinweise hierzu sind herzlich willkommen.

Info:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V.
Eichborndamm 167, Haus 42,13403 Berlin
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Text: Prof. Dr. K. Dettmer