Reinickendorfer Wirtschaftsgeschichte

reinickendorf 02Die Dörfer des nördlichen Umlandes entwickelten sich im 19. Jahrhundert mit dem sprunghaften Wachstum Berlins. Allmorgendlich fuhren aus Heiligensee, Hermsdorf, Reinickendorf, Lübars, Tegel und Wittenau die Milchwagen zum Wedding, brachten die Gärtnereien ihre Blumen zum Berliner Großmarkt.

Ein Ausgangspunkt für die Industrialisierung der Region waren Mühlen. 1840 gab es neben der Hermsdorfer Mühle 46 weitere Betriebe. 1848 wurde die Tegeler Mühle auf Dampfbetrieb umgestellt, und ein Großteil der Mühlen verschwand, ein anderer spezialisierte sich als Schneide-, Knochen- oder Farbenmühle. Ein Vorbote der industriellen Randwanderung erreichte Tegel im Jahre 1838. Der Berliner Industriepionier F. A. J. Egells errichtete am Tegeler See einen Eisenhammer. Preiswerter Boden und die günstige Verkehrslage waren dafür entscheidend. Mit dem Bau der Nordbahn 1877 wuchs das Interesse der Berliner Fabrikanten am Norden Berlins. Mit dem Verkauf von 100 Morgen Land an die Firma August Borsig begann eine rasante Entwicklung. 1898 nahm Borsig die Produktion auf. In den nächsten 15 Jahren folgten die Firmen Prometheus, Becker, Deutsche Asbest-Werke, Carl Schoening, Gossen, Hein, Achcenich, Argus, Protos und viele andere. 1913 kam die Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik hinzu. Durch den Bau des Tegeler Hafens 1907 und die Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde, sowie durch den 1913 eröffneten Hohenzollernkanal wuchs die Attraktivität Reinickendorfs für Industrie, insbesondere für den Maschinenbau. 1920 erfolgte die Eingemeindung Reinickendorfs in die Stadtgemeinde Berlin, und mit Eröffnung des Borsigturms 1925 auf dem Gelände der Tegeler Borsigwerke erhielt die Stadt das erste Hochhaus.

Heute nun hat das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv Räume der ehemaligen Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik am Eichborndamm bezogen, um Zeugnisse der wirtschaftshistorischen Entwicklung zu sichern. Kriege und Besitzerwechsel haben das Schriftgut zerstreut oder vernichtet. Selten blieb ein Archiv erhalten. Aber auch die verstreuten Festschriften, Werkszeitungen, Fotoalben, Patente und Aktien bis hin zu den Jahresabschlüssen, sie alle können wichtige Details enthalten. Helfen Sie dabei, Unterlagen zu sichern und zu erhalten. Das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv e.V. freut sich auf Ihre Hinweise und gehen Ihren Anregungen gerne nach.

Info:

Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V.
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Telefon: 030–41 19 06 98 · E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. · www.bb-wa.de

abgedruckt in: Reinickendorf kompakt 2010/11, Verlag BfB Bestmedia4Berlin GmbH
Foto: KULTURpur