Die Stadtmauer Berlins ging mitten hindurch

20150425 Gebr. Kroner FriedrichshainDas heutige Friedrichshain entstand erst durch die Bildung Groß-Berlins 1920, und zwar aus der Königsstadt, der Strauler Vorstadt sowie die Landgemeinde Stralau, ältester Teil des Bezirks. Den Namen hat der Bezirk vom Volkspark Friedrichshain, der 1848 eröffnet wurde; in der NS-Zeit trug der Bezirk den Namen "Bezirk Horst Wessel".

Von den Berliner Stadtmauern war 1920 nichts mehr zu sehen. Die mittelalterliche Stadtmauer hatte nach dem Dreißigjährigen Krieg weichen müssen, nachdem der Große Kurfürst 1658-83 nach den Plänen des Linzer Baumeisters Johann Georg Memhardt seine Residenzstadt mit Festungswällen umgeben ließ. Nur einige sonderbar geformte Plätze in Berlin erinnern noch an die Schanzen und Bastionen des Festungswalls, über den die Stadt im 18. Jahrhundert rasant hinwegwuchs.

Königsstadt und Strauler Vorstadt lagen vor der Stadt, wo es noch sehr ländlich zuging. 1565 hatte es noch 55 Weinberge am Südhang der Barnimer Hochfläche gegeben. An die Feuchtwiesen erinnert heute der U-Bhf. Weberwiese, an hugenottische Beete die Blumenstraße. Weil die Stadtmauer im Weg war, ließ der Soldatenkönig sie abreißen und 1734-36 eine Zoll- und Akzisemauer errichten, die auch die Vorstädte umschloss. Sie war 4 m hoch und 14,5 km lang und ersetzte einen zwanzig Jahre alten Palisadenwall, an den die Friedrichshainer Palisadenstraße heute noch erinnert. Die Mauer sollte den Wirtschafstraum der Stadt Berlin schützen und ermöglichen, Zölle auf Waren zu erheben. Die Akzisemauer verlief mitten durch das heutige Friedrichshain, das Frankfurter Tor gewährte Durchlass.

Wo die Mauer an die Spree stieß, errichtete man eine Baumsperre, um den Wasserzugang nach Berlin zu kontrollieren, den Oberbaum zwischen Friedrichshain und Kreuzberg, den Unterbaum in der Nähe der späteren Charité. Ab 1850 siedelten sich hier am Wasser- und Schienenverkehrsweg (Frankfurter Bahnhof, heute Ostbahnhof) Fabriken und Industrie an, wie etwa die Chemische Fabrik für Schuh-Creme und -Glasuren, Lederappreturen und Fette sowie Fischleim der Brüder Hugo und Siegfried Kroner. 1866-69 verschwand die Akzisemauer mit ihren 14 Toren – das Brandenburger Tor blieb, doch von den anderen nur die Namen.

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Agedruckt in Friedrichshain kompakt 2013/2914 beim Verlag BfB Bestmedia 4 Berlin
Text: Björn Berghausen
Illustrationen: BBWA