Alles begann als Landgemeinde

Wilmersdorf 2011 2012a2Die Landgemeinde Wilmersdorf wurde seit 1890 zu einem zentralen Schau- und Bauplatz der Terraingesellschaften im Berliner Raum. Zuvor war Wilmersdorf von Landwirtschaft, insbesondere von Schafzucht und Fischfang geprägt.

Bereits 1870 erwarb der „Napoleon der Terrainspekulanten" Johann Anton Wilhelm von Carstenn (1822-1896) das ehemalige Rittergut. Von Carstenn plante und baute die heutige Bundesallee zur Hauptachse einer Anlage aus, die sich an französischer Gartenarchitektur orientierte. Kennzeichen dafür waren die zahlreichen Schmuckplätze. Die geplante Landhaussiedlung wurde nicht mehr gebaut, die Idee aber weiterverfolgt. Es entstanden Miethäuser und bis 1906, als Wilmersdorf Stadtrechte erhielt, wuchs die Einwohnerzahl auf 100.000.
Mit der verkehrstechnischen Erschließung durch die Eröffnung der U-Bahnlinie 1913 erhielt die weitere Terrainentwicklung einen wesentlichen Impuls.

Schon 1904 kaufte die Berlinische Boden-Gesellschaft Grundstücke in Wilmersdorf auf, die für den Bau des „Rheingau-Viertels" benötigt wurden. Die Berlinische Boden-Gesellschaft AG entstand auf Initiative von Salomon Haberland (1836-1914). Direktor des Unternehmens wurde neben Arthur Booth jr. der älteste Sohn Salomon Haberlands, Georg Haberland (1861-1933).

Wilmersdorf 2011 2012b21893 übernahm die Dresdner Bank, die damals unter der Leitung Eugen Gutmanns, einem engen Freund der Familie Haberland, stand, einen Teil des Aktienkapitals. Mit der Erschließung des Terrains „Bayerisches Viertel" übernahm die Berlinische Boden-Gesellschaft AG erstmals die Planung der Bebauung, die Parzellierung, die Infrastruktur zu errichten und die Gebäude zu bauen. Weitere Erschließungsprojekte in Berlin - wie etwa das Rheingauviertel - folgten. In den 1920er Jahren gründete die Berlinische Boden Tochtergesellschaften im In- und Ausland. Neben den Wohnungsbauprojekten errichtete die Berlinische Boden-Gesellschaft Kaufhäuser und Gebäude für die Dresdner Bank und war an der Erbauung des Ullstein-Hauses beteiligt.

Wilmersdorf war nie Schwerpunkt industrieller Produktion. Ausnahmen bestätigen die Regel: 1934 erwarb Bosch ein 32.000 m² großes Baugelände an der Forckenbeckstraße und baute dort eine Fertigungshalle für die Blaupunkt Werke GmbH, die Detektoren, Kopfhörer und Rundfunkgeräte herstellte. 1943 wurde das Werk bombardiert und daraufhin die Produktion verlagert.

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Telefon: 030 411 90 698
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. – www.bb-wa.de

Abgedruckt in Wilmersdorf kompakt 2011/2012, Verlag BfB Bestmedia4Berlin GmbH

TExt: Björn Berghausen
Bilder: Unternehmensarchiv der Bilfinger SE