Wirtschaftsgeschichte Späth'sche Baumschule

Treptow2011_12a.jpgTreptow beherbergt die größte Baumschule der Welt: die Späth'sche Baumschule. 1720 am Halleschen Tor gegründet, expandierte das Familienunternehmen unter Franz Späth (1839–1913) und kaufte Bauern in Johannisthal und Britz Land ab. So entstand die Späth'sche Baumschule in Treptow. Franz Späth studierte an der Berliner Universität Botanik und lernte auf seinen Reisen nach Belgien, Frankreich, England und in die Niederlande andere Baumschultraditionen kennen. Er legte eine Baumsammlung an in einer speziellen Parkanlage an, dem Arboretum (lat. Arbor: der Baum). Seine Sammlung umfasste 1.200 Gehölze. Das Arboretum wurde vom Berliner Städtischen Gartendirektor Gustav Meyer (1816–1877) geplant.

Die Baumschule wurde für einen ganzen Ortsteil Namensgeber – Baumschulenweg. 1890 wurde der gleichnamige Bahnhof als Haltestelle der Görlitzer Vorortbahn eröffnet. Das Baumschulengeschäft war nicht nur auf Berlin beschränkt. Bereits 1856 wurden Preisbücher gedruckt und verschickt, 1862 erschien der erste Katalog. 1917 wurde das Rittergut Ketzin hinzugekauft, um weitere Flächen nutzen zu können.

Die Weltwirtschaftskrise machte vor der Baumschule nicht Halt und führte sie nah an den Konkurs. Seit 1912 war Dr. Hellmut Späth (1885–1945) Eigentümer. Er musste einige Hektar Land aufgrund der Wirtschaftskrise verkaufen, weil die Einnahmen zurückgingen.
1933 trat er in die NSDAP ein. Die Baumschule profitierte von Aufträgen für die Olympiade 1936 und spendete der NSDAP Geld.

Treptow2011 12bSeine Freundschaft mit dem Professor für Botanik Werner Magnus (1876–1942), der als Jude verfolgt wurde, erhielt Späth aufrecht. Hellmut Späth wurde 1944 wegen Kriegswirtschaftsvergehen verhaftet und verstarb im Februar 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen.

Bei Kriegsende 1945 waren viele Pflanzungen völlig verwüstet und Gebäude zerstört. 1949 wurde die Baumschule in Volkseigentum überführt. Das Arboretum wurde von der Humboldt-Universität übernommen.

1997 wurde der Betrieb an die Späth'schen Erben restituiert, die die Baumschule bis heute fortführen.

Info:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V.
Eichborndamm 167, Haus 42
13403 Berlin
Telefon: 030 411 90 698
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.www.bb-wa.de

Abgedruckt in Treptow kompakt 2011/2012, Verlag BfB Bestmedia4Berlin GmbH

Bilder: KulturPur