Gut behütet - Wirtschaftsgeschichte in Weißensees

Weissensee 2013 2014 01Weißensee entwickelte sich aus einem Gut mit Rittersitz, umgeben von Weinbergen. Nachdem 1872 der Hamburger Großkaufmann G.A. Schön das Gut erworben und in Parzellen aufgeteilt hatte, begann der rasante Wachstum Weißensees. 1876 wurde eine Pferde-Eisenbahnlinie eingerichtet, 1883 eine erste Omnibuslinie und 1892 eine Straßenbahn, dies und die Nähe zu Berlin beförderte den Aufstieg. Erstes Gewerbe waren 1745 eine Mühle, 1817 ein Brennapparat zur Spritgewinnung und 1860 eine Ziegelei.

Im Jahr 1839 gründete Christian Gustav Adolf Behr eine Drechslerei in der Grenadierstraße, wo später Hutformen hergestellt wurden, 1892 aber zog das Unternehmen in das Gewerbegebiet in der Nähe der Roelckestraße. Hier, in der Friesickestraße, betrieb Hugo Behr die H. & Ph. Behr Hut- und Mützenfabrik für Holz-, Zink- und Eisenformen. Das Unternehmen, das den Brüdern Hugo und Philipp gehörte, besaß auch ein Lager für sämtliche Handwerkszeuge für Hut-, Strohhut, Mützen. und Pelzwarenfabriken. Es überstand als Familienunternehmen beide Weltkriege – und auch den Wechsel der Mode, der Hüte unmodern werden ließ – und wurde in der DDR als Kommanditgesellschaft bis zur Enteignung 1972 privat betrieben. Der volkseigene Betrieb konnte nach der Wende wieder in die Hand der Familie übergehen.

Weissensee 2013 2014 02Über viele Unternehmen, gibt es heute keine Unterlagen mehr. Krisen, Kriege und Besitzerwechsel haben das Schriftgut der Wirtschaft zerstreut, wenn nicht sogar vernichtet. Selten ist das komplette Archiv eines Unternehmens erhalten geblieben.

Das Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten. (Dokumente, Werkszeitungen, Produktkataloge, Fotoalben, Patente und Aktien, Jahresabschlüsse, Bilanzen und Verträgen). Zu manchen Einzelstücken ist der Überlieferungszusammenhang völlig verschwunden – dann helfen oft nur noch die Erinnerungen der ehemaligen Angestellten und Nachbarn oder deren nachkommen. Beispielsweise ist völlig unbekannt, zu welchem Unternehmen die abgebildete Belegschaft gehört – können Yie weiterhelfen?

Info:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V.
Eichborndamm 167, Haus 42, 13403 Berlin
Telefon: 030 41190698, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., http://www.bb-wa.de

Text: Björn Berghausen

Zuerst abgedruckt in Weißensee kompakt 2013/2014 im Verlag BfB Bestmedia4Berlin