Weißenseer Wirtschaftsgeschichte

Weißensee war im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts eine dörfliche Gemeinde im Niederbarnim, die das Ziel verfolgte, Stadtrecht zu erhalten. Es wurden Straßen befestigt und reguliert und die Uferpromenade am Weißen See angelegt. Doch die Dorfbewohner verhinderten die Verstädterung. Dennoch war die Sogwirkung Berlins spürbar. Ab 1873 fuhren der erste Pferdeomnibus und ab 1877 die Pferdeeisenbahn von Weißensee zum Alexanderplatz. 1872 wurde der Bahnhof Weißensee (heute: Greifswalder Straße) an der Ringbahn eingeweiht.

weissensee 021920 wurde Berlin-Weißensee mit Malchow, Wartenberg, Falkenberg und Hohenschönhausen als 18. Verwaltungsbezirk Berlins eingemeindet. Die gute verkehrstechnische Anbindung führte im Zuge der industriellen Randwanderung dazu, dass sich Berliner Firmen in Weißensee ansiedelten. Unweit der Ringbahn entstanden von 1899 bis 1906 zwischen der Langhans- und der Lehderstraße sowie der Behaim- und der Roelkestraße die Ruthenbergschen Fabrikanlagen. Hier arbeiteten zahlreiche Handwerker und Kleinbetriebe. Nach 1945 waren u. a. Betriebe der Messelektronik und des Maschinenbaus, die Betriebe Druckguß und Formenbau sowie Aloxema tätig. Ein weiteres industrielles Zentrum entstand an der 1908 eröffneten Industriebahn, die Friedrichsfelde im Osten mit dem Tegeler Hafen im Westen verband. So zogen die Deutsche Niles Werke AG und die Kugellagerfabrik Ribe GmbH in das Gebiet zwischen der Liebermann-, Feldtmann- und Gehringstraße, und in der Berliner Allee 107-110 entstanden die Askanierwerke.

In den zerstörten Werksanlagen entstand nach dem Zweiten Weltkrieg neues Leben. 1947 verließ die erste Maschine das Niles-Werk. Ab 1945 produzierte Loewe-Opta wieder Röhren und wurde nach der Enteignung zur Phonetika Radio GmbH, später Stern-Radio Berlin. Das Werk war Alleinhersteller von tragbaren Rundfunkgeräten und wurde der wichtigste Radiorekorderproduzent der DDR. Zeugnisse der wirtschaftshistorischen Entwicklung zu sichern, ist das Ziel des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs e. V. Kriege und Besitzerwechsel haben das kaufmännische Schriftgut sowie Festschriften, Werkszeitungen, Fotoalben bis hin zu den Jahresabschlüssen zerstreut oder vernichtet.

Helfen Sie , diese Unterlagen zu ermitteln, zu sichern und zu erhalten. Das Wirtschaftsarchiv freut sich auf Ihre Hinweise und geht Ihren Anregungen gerne nach. Info:

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Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e. V.
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Telefon: 030 – 411 90 698
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Dr. Renate Schwärzel

abgedruckt in: Weißensee kompakt 2010/11, Verlag BfB Bestmedia4Berlin GmbH
Foto: KULTURpur