Industriegeschichte von Friedrichshain bis 1945

Die Thronbesteigung Friedrich II. 1740 gab dem Magistrat 1840 den Anlass, zur Erinnerung daran einen Volkspark anzulegen und ihn nach dem König zu benennen. Vom Volkspark ging der Name weiter an den 1920 gebildeten 5. Bezirk von Groß-Berlin. Über die Vorstädte um das Königstor, das Frankfurter Tor und das Stralauer Tor hinaus wuchs Berlin entlang der großen Alleen. Es entstanden Gärtnereien als Zulieferer für den großen städtischen Markt.

FriedrichshainDie Straße Weberwiese enthält noch den Hinweis auf die Bleichplätze im Vorfeld der Stadt. Innerhalb des nach 1871 entstandenen Bahnrings verdichtete sich die städtische Bebauung, sodass Friedrichshain 1939 fast 350.000 Einwohner zählte, der kleinste Bezirk mit der größten Bevölkerungsdichte. Ältester Teil des Bezirks ist das 1288 zuerst erwähnte Dorf Stralau, auf der Landzunge zwischen Rummelsburger See und Spree gelegen. 1358 erwarb Berlin-Cölln das Dorf, um das dortige Fischereigewerbe zu kontrollieren. Der seit 1758 veranstaltete Stralauer Fischzug entwickelte sich zu einem Berliner Volksfest. Das Dorf war seitdem Ziel der Berliner Ausflügler. An den Ufern der Landzunge siedelten sich zahlreiche Wassersportvereine und Werften an. Am östlichen Ende des zwischen 1846 und 1876 durch Gustav Meyer errichteten Volksparks entstand das erste städtische Krankenhaus mit dem für die damalige Zeit modernen Pavillonsystem. Für das Transportwesen waren der Schlesische Bahnhof mit zugehörigem Güterbahnhof, der Güterbahnhof der Ostbahn, das Bahnpostamt und die Ausbesserungsbetriebe für Ostbahn und Schlesische Bahn von entscheidender Bedeutung. Von der Warschauer Straße fuhr die U-Bahn über die 1895 neu erbaute Oberbaumbrücke zum Zoo.

An der Spree entstanden nach 1900 die Anlagen des Osthafens. Im Norden des Bezirks eröffnete der Zentrale Vieh(schlacht)hof, der für die Versorgung der gesamten Stadt sorgte. Brauereien am Friedrichshain (Löwen Böhmisch und Schultheiß-Patzenhofer) gehörten zum Stadtbild wie auch die Metallverarbeitung (Julius Pintsch) oder Eisenbahnbedarf (Knorr-Bremse). Nach Stralau zogen die Engelhardt Brauerei, die Stralauer Glashütte, ein Sägewerk, eine Jutespinnerei und eine Teppichfabrik. Für Beleuchtungsmittel errichtete
Osram Produktionsstätten an der Warschauer Straße.

Das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv sammelt Material zur Wirtschaftsgeschichte im Bezirk und ist für Hinweise auf Unterlagen dankbar.


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abgedruckt in: Friedrichshain kompakt 2010/11, Verlag Bestmedia4Berlin GmbH
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