Vom Schloss zum Knie

1705 gab König Friedrich I. Charlottenburg den Namen seiner verstorbenen Gattin Sophie Charlotte, die sich hier das Schloss Lietzenburg hatte erbauen lassen. Charlottenburg entwickelte sich im 19. Jahrhundert vom Ausflugsort vor den Toren Berlins zur Großstadt – Industrie wie Siemens und Schering zog in den Norden, reiche Bürger in die weiten Wohnungen zwischen dem Schloss und dem Brandenburger Tor.

hagossenDas Schloss Charlottenburg wurde in mehreren Bauphasen errichtet, der mittlere Teil von Johann Arnold Nering (1659-1695), der Großteil von Eosander von Göthe (1669-1728). Längst nicht mehr Residenz, zeitweise gar Lazarett, zerstörten Bomben im November 1943 weite Gebäudeteile wie auch die Kuppel. Nach dem Krieg herrschte in Charlottenburg große Wohnungsnot, „Nissenhütten" nahmen Tausende auf. Trotzdem beschloss die Bezirksverwaltung 1946, das Schloss wieder aufzubauen. 1947 fanden erste Ausstellungen statt, in den 50er Jahren bekam der zentrale Neringbau eine neue Kuppel. Diese wurde im Stahlskelettbau vom Berliner Unternehmen H. Gossen ausgeführt. Darüber gibt es zu seinem 75-jährigen Bestehen stolz Auskunft, denn dieser Auftrag in der Firmengeschichte sorgt für einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenten: Nur ein Unternehmen kann von sich behaupten, die Kuppel des Charlottenburger Schlosses errichtet zu haben – ein Beispiel für die Relevanz der gut dokumentierten Geschichte des eigenen Unternehmens! Hermann August Gossen (1835-1900) begründete eine Firma, die über drei Generationen erfolgreich war, ehe es im durch die Mauer isolierten Berlin in den 70er Jahren den Betrieb einstellen musste.

Nach dem Krieg bekam Charlottenburg ein neues Antlitz, am „Knie", dem heutigen Ernst-Reuter-Platz, entstanden Hochhäuser für die Verwaltungssitze bedeutender Unternehmen: Telefunken, Osram und IBM. Am Hardenberg- und Breitscheidplatz wuchsen Großgebäude für jene Branchen, die in Charlottenburg immer schon stark waren: Einzelhandel, Textilwirtschaft und Gastgewerbe.

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Gekürzt abgedruckt in: Charlottenburg kompakt 2012/2013 im verlag BfB Bestmedia von Berlin.

Text: B. Berghausen, Fotos: KulturPUR, BBWA N6/9