Werkzeugmaschinen und Gärtnereien

duengemittelAls 1920 die Vororte der Hauptstadt eingemeindet wurden, entstand der Bezirk Weißensee, der bis 1988 auch die Ortsteile Falkenberg, Hohenschönhausen, Malchow und Wartenberg umfasste. 1745 erwarb der Direktor des Kirminalkollegs und spätere Landrat von Niederbarnim Karl Gottlob von Nüßler (1700-1772) das Rittergut Weißensee, das damals inmitten von landwirtschaftlich genutzten Flächen lag. Hermann Roelcke (1832-1896), ein Gärtnereibesitzer, investierte zum Beginn des Baubooms nach der Reichsgründung viel Geld in den Ausbau von Straßen und der Pflasterung, verlor jedoch bei den Bodenspekulationen sein gesamtes Vermögen. Beide Männer jedoch gaben Stra0ßen ihren Namen, an denen sich das Weißenseer Industriegebiet entwickelt: An Nüßlerstraße, Roelckestraße, Rennbahnstraße, Gehringstraße und Franz-Josef-Straße (heute Liebermannstraße) siedelten sich zwischen 1890 und 1920 zahlreiche Unternehmen der Maschinenbau-, Elektrotechnik-, Chemie- und Leicht- und Lebensmittelindustrie an.

In der Franz-Josef-Straße ließ 1912-13 die Kugellagerfabrik Riebe GmbH ein Werksgebäude errichten, das 1920 zum Teil an die Deutsche Niles Werke AG verkauft wurde. Hier wurden fortan Präzisionswerkzeugmaschinen hergestellt. Im restlichen Werk produzierte die Firma Raspe & Riebe GmbH weiterhin Kugellager, im Krieg dann auch feuersichere Benzintanks u.a. für Panzer. Die Regie über den Betrieb übernahmen die Loewe-Opta-Werke aus Steglitz, die nach 1945 versuchten den Betrieb zu halten. Nasch der Enteignung firmierte hier ab 1951 der VEB Stern-Radio Berlin.

In der Feldtmannstraße blühten um 1910 die Gärtnereien, die auch Samen der 1865 gegründeten Samenhandlung August Bitterhof Sohn bezogen. In der Firma Quast & Co. entwickelten Friedrich Quast und Fritz Eichert immer bessere Systeme für die elektrische Fahrradbeleuchtung, darauf war ihre Fabrik elektrotechnischer Präparate spezialisiert. Die Marke BERKO meldeten sie 1921 an.

Berko QuastKrisen, Kriege und Besitzerwechsel haben das Schriftgut der Wirtschaft zerstreut oder gänzlich vernichtet. Das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten. Bitte geben Sie uns Hinweise auf solche Unterlagen (Festschriften, Werkszeitungen, Fotos, Patente, Jahresabschlüsse, Bilanzen oder Verträge).

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erschienen in: BfB Bestmedia Weißensee kompakt 2012/2013