Das Berliner Bankenviertel in Mitte

In der im 17. Jahrhundert errichteten Friedrichstadt etablierten sich im 19. Jahrhundert Privatbanken und bildeten so die Keimzelle des „Berliner Bankenviertels". 1914 wurden im Deutschen Bankier-Buch über 170 Banken zwischen der Börse an der Museumsinsel, der Reichsbank am Hausvogteiplatz und dem Regierungsviertel in der Wilhelmstraße gezählt. Die Berliner Börse, gegründet 1685, zählte neben Amsterdam und London zu den wesentlichen Handelsplätzen Europas. Hier waren alle wichtigen Banken zu finden: Mendelssohn & Co., die Deutsche Bank, die Dresdner Bank, die Commerzbank, die Berliner Handelsgesellschaft, das Bankhaus Bleichröder und die Preußische Seehandlung.

bebeplatzIn der Charlottenstraße: das Bankhaus Hagen & Co., die Berliner Bank und einige Versicherungen wie die Zürich und die Allianz. 1931 erschütterte die Bankenkrise die Finanzwelt, und im Berliner Bankenviertel spielten sich dramatische Szenen ab: Die Berliner standen vor den Banken an, um ihr Erspartes zu retten, in den Banken brüteten die Mitarbeiter über den Bilanzen und machten Kassensturz. Ab 1933 wurden viele jüdische Banken „arisiert" oder liquidiert. Die deutsche Finanzwelt wurde im nationalsozialistischen Geist „gleichgeschaltet".

Die Reichsbank, ursprünglich an der Jägerstraße befindlich, zog 1934 an den Werderschen Markt, wo sich heute das Auswärtige Amt befindet. Nachdem die Alliierten die Schließung aller Banken angeordnet hatten, wurden die Tresore und deren Inhalte beschlagnahmt. In Mitte wurden viele Gebäude von den DDR-Banken übernommen. In dem Gebäude der Dresdner Bank, heute das Hotel de Rome am Bebelplatz, war die Staatsbank der DDR untergebracht. Nach der Wiedervereinigung haben zahlreiche Banken Niederlassungen in ihren alten Gebäuden wiedereröffnet.

Krisen, Kriege und Besitzerwechsel haben das Schriftgut der Wirtschaft zerstreut, wenn nicht sogar vernichtet. Das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv erfüllt die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Industrie- und Wirtschaftsgeschichte zu erhalten. Wenn Sie Hinweise auf dergleichen Unterlagen geben können, sind Sie beim Wirtschaftsarchiv herzlich willkommen. Wir gehen Ihren Anregungen gerne nach.


Info:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e. V.
Eichborndamm 167, Haus 42 · 13403 Berlin
Telefon: 030/41 19 06 98
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. · Internet:www.bb-wa.de

 

abgedruckt in: Mitte kompakt 2011/2012, Verlag BfB Bestmedia4Berlin GmbH

Fotos: KulturPur