August Schmidt’s Ersatzkaffee aus Friedrichshain
Als das mittelalterliche Berlin über die Grenzen seiner Stadtmauer wuchs, entstanden das Fischerdorf Stralau sowie die Kolonistensiedlungen Boxhagen und Friedrichsberg. Der Bau des Frankfurter Bahnhofs (heute Ostbahnhof) gab der ländlichen Gegend einen enormen Entwicklungsschub: Mit den Fabriken und Arbeiterquartieren explodierte die Gegend regelrecht und beherbergte bald mehrere hunderttausend Menschen in engen Mietskasernen. Die Stadtplanung griff 1862 mit dem Hobrecht-Plan in die Entwicklung ein und legte Straßenführung und Wohnblöcke fest. So etwa wurde aus der „Communication“, einem Feldweg, der die Ausfallstraßen aus Berlin quer verband, eine befestigte Straße. der Teil zwischen Landsberger Alle und Frankfurter Tor wurde ab 1874 Petersburger Straße genannt – denn kurz zuvor war die Eisenbahnstrecke zwischen Ostbahnhof und Sankt Petersburg eröffnet worden.
Hier errichtete die Terraingesellschaft Petersburgerstraße GmbH in den 1890er Jahren in großem Stil Wohnbauten. In der Nummer 85, südlich vom heutigen Bersarinplatz, früher Baltenplatz, richtete August Schmidt 1898 sein Unternehmen zur Produktion von Nährsalzpräparaten ein. Er stellte Lebensmittelersatzstoffe her, die nicht nur günstig waren, sondern auch gesund zu sein versprachen. Seinen Ersatzkaffee KUBIN preis er in Werbetexten an: „Kraft Und Blut Im Nährsalz muß das Familiengetränk aller denkenden Menschen werden“. 1908 ging das Unternehmen an Alfred Poley über, der es während des Ersten Weltkrieges als Kaufhaus für Nahrungsmittel in Lichtenberg weiterzuführen versuchte. Eine Neugründung 1919 blieb erfolglos.
Über viele Facetten der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte gibt es heute keine Unterlagen mehr. Das Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten. Hinweise hierzu sind herzlich willkommen.
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Agedruckt in Friedrichshain kompakt 2015 beim Verlag BfB Bestmedia4Berlin
Text: B. Berghausen
Illustrationen: BBWA