Gebauers Bleiche an der Spree

Appretursaal um 1900Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden die Ufer der Spree in Charlottenburg noch aus ausgedehnten Rasenebenen, die von Bleichereien genutzt wurden, um die Farbstoffe aus dem Stoff durch Sonneneinstrahlung zu bleichen. Beim Natur- oder Rasenbleichverfahren wurden Baumwollfasern mit Ätzkalk ausgekocht, entsäuert und mit Soda behandelt – das Sonnenlicht hat sie dann vollkommen entfärbt. Die chemische Industrie verbesserte und verkürzte das Verfahren. Pionier auf dem Gebiet der Entwicklung elektrischer Bleichverfahren und dem Bau von Textilveredelungsmaschinen war der Charlottenburger Unternehmer Friedrich Gebauer. Er übernahm 1858 die 1835 gegründete Spandauer Rasenbleicherei Bretsch. 1864 erweiterte er das Werksgelände an der Franklinstraße, wo die „Bleicherei, Färberei und Apparateanstalt Friedrich Gebauer“ beständig wuchs. Bei Gebauers Tod 1903 arbeiteten mehr als 1.000 Personen hier. Das Unternehmen hatte vor allem wegen der technischen und konstruktiven Fähigkeiten seines Gründers wirtschaftlichen Erfolg im Maschinenbau. Gebauers Söhne führten das Unternehmen auf seinen wirtschaftlichen Höhepunkt, als 1910 mehr als 2.000 Beschäftigte in den Werksteilen arbeiteten. Das Unternehmen übernahm angrenzende Fabriken, so dass der Gebäudekomplex des heute „Gebauer-Höfe“ genannten Fabrikgeländes Industriebauten aus fünf Jahrzehnten beherbergt – von der Mangel- und Hängeanlage von 1865 bis zum fünfgeschossigen Speicherhaus von 1910. Der Zweite Weltkrieg beendet die Unternehmensgeschichte, denn nach 1945 wurde die Produktion nicht wieder aufgenommen.

Über viele Facetten der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte gibt es heute keine Unterlagen mehr. Das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und zu erhalten (Dokumente, Werkszeitungen, Produktkataloge, Fotoalben, Patente und Aktien, Jahresabschlüsse, Bilanzen und Verträge). Hinweise sind hier willkommen: Das Kiepert-Archiv befindet sich im Wirtschaftsarchiv.

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Gekürzt abgedruckt in: Charlottenburg kompakt 2018 im Verlag BfB Bestmedia von Berlin.

Text: Björn Berghausen, Fotos: BBWA