Stationen der Vorgeschichte

In der Bundesrepublik arbeiten zehn regionale Wirtschaftsarchive, das älteste seit 1906 in Köln, das jüngste seit 2010 in Erfurt. Überlegungen, auch in Berlin ein Wirtschaftsarchiv ins Leben zu rufen, gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. 1993 scheitern die Bemühungen der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten, der Wirtschaftsverwaltungen von Berlin und Brandenburg, der Kammern zu Berlin und Potsdam sowie die des Landesarchivs Berlin und des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Zeitgleich entstehen durch Klara van Eyll und Evelyn Kroker, beide Vorstandsmitglieder der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW), neue Impulse zur Errichtung von Wirtschaftsarchiven in Berlin und Leipzig. Die Gründung des Sächsischen Wirtschaftsarchivs in Leipzig mit Hilfe der dortigen IHK gelingt, in Berlin jedoch ruhen die Gespräche auf Kammer- und Senatsebene.

Im Arbeitskreis „regionaler Erfahrungsaustausch Berlin und Brandenburg" der VdW jedoch bleibt die Gründung und Unterstützung eines Wirtschaftsarchivs seither zentrales Thema. Dort werden schon ab 1991 erste Schritte diskutiert. 1998, anlässlich einer VdW-Jahrestagung bei Siemens in Berlin, entsteht im Arbeitskreis eine Ausstellung zu Unternehmensarchiven der Region, die als Wanderausstellung in der Öffentlichkeit das Interesse an Unternehmensgeschichte wecken bzw. wachhalten soll.

2001, als die IHK dem Landesarchiv Berlin ihre Firmenmitgliedsakten zur Übernahme anbietet, wird das Thema "Wirtschaftsarchiv" auf Kammer- und Senatsebene wieder aktuell. Da das Landesarchiv Berlin die vollständige Übernahme ablehnt, regt die Senatsverwaltung für Kulturelle
Angelegenheiten neue Gesprächsrunden an, deren Ziel die Errichtung eines Wirtschaftsarchivs für Berlin und Brandenburg ist. Unterstützend sind Dr. Günter Braun, ehemaliger Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, Bodo Manegold, ehemaliger Bezirksbürgermeister Neuköllns und Günther Gottmann vom Deutschen Technikmuseum Berlin tätig. Teilnehmer sind die Wirtschaftsverwaltungen von Berlin und Brandenburg, die Kammern zu Berlin und Potsdam und das Landesarchiv Berlin sowie das Brandenburgische Landeshauptarchiv. Als beratende Gäste sind Vertreter des neuen Sächsischen Wirtschaftsarchivs in Leipzig und des neu gegründeten Hessischen Wirtschaftsarchivs in Darmstadt anwesend. Auch die Erwartungen
an diese Runde werden nicht erfüllt. Dem maßgeblichen Einsatz des damals kommissarischen Leiters des Landesarchivs Berlin, Klaus Dettmer, ist es zu verdanken, dass die IHK Firmenmitgliedsakten nach Ablauf einer zweijährigen Bedenkzeit treuhänderisch übernommen werden. Er setzt sich für die Übernahme der Akten ein, um Berlin seinen ersten Wirtschaftsbestand für ein noch zu gründendes Wirtschaftsarchiv erhalten zu können, und sorgt dafür, dass der Bestand nicht durch Kassation dezimiert wird.

Der Arbeitskreis „Regionaler Erfahrungsaustausch Berlin und Brandenburg" der VdW bleibt von diesen ersten Schritten an bis heute mit der Arbeit des BBWA verknüpft. Seit 2005 kooperiert der Arbeitskreis mit dem BBWA u.a. in der Vorbereitung und Organisation von Fachexkursionen.
Seither fanden jährlich in der Regel drei gemeinsame Veranstaltungen statt.